Wintercamping

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Die 5 ultimativen Tipps zum absolut autarken Wintercamping

Jedes Jahr aufs Neue steht irgendwann einmal der Winter vor der Tür. Für uns fing die letzte Wintersaison bereits im Oktober an, da wir zu dieser Zeit nach Finnland übersetzten und bis Mitte Dezember Skandinavien bereisten. Dort fängt ja bekanntlich der Winter etwas früher an als in Deutschland. Zudem kann er auch ganz andere Ausmaße annehmen, aber dazu später mehr. Welche Herausforderungen hierbei auf uns gewartet haben und wie wir das Abenteuer Wintercamping gemeistert haben (oder auch nicht), lassen wir euch im folgenden Artikel wissen. Viel Spaß beim Lesen! 

Wintercamping ist ein komplett anderes Thema als im Sommer. Um es anders zu formulieren: Ohne entsprechende Vorkehrungen kann Wintercamping schnell zum Horrortrip werden. Erst recht, wenn man plant, länger als nur übers Wochenende unterwegs zu sein und komplett autark reisen möchte. Daher haben wir die für uns wichtigsten Themen einmal hier für euch zusammengefasst. In unserem Fall war es so, dass wir schon wussten, dass wir Teile dieses Reiseabschnitts im Winter verbringen würden, bevor wir im August über Polen und das Baltikum Richtung Skandinavien aufgebrochen sind. Wir haben daher vor Reiseantritt unseren treuen Bus noch einmal in die Werkstatt gegeben zum Komplettcheck. Und hier kommt auch schon der erste Tipp ins Spiel.

1. Kfz-Essentials

Die lieben Jungs aus der Kfz-Werkstatt unseres Vertrauens waren so gut unseren Unterboden komplett zu schützen. Die dicke Wachsschicht auf der Unterseite schützt unseren Bus vor Korrosion. Das ist natürlich gerade während der kalten und nassen Jahreszeit mit viel Salz, Schnee und Eis essenziell. Da wir permanent draussen stehen und unser Material ständig der Witterung ausgesetzt ist, haben wir nicht lange gezögert und es bisher auch nicht bereut. Ausserdem haben wir alle Filter und Flüssigkeiten checken und bedarfsweise erneuern lassen. Die Komplettuntersuchung vor  dem Winter gab und gibt uns einfach ein gutes Gefühl. Denn irgendwo im Tiefschnee liegen zu bleiben, war eine unserer größten Befürchtungen. 

Lorenzo im Schnee

Was sonst noch zählt

Gerade beim Wintercamping gibt es noch jede Menge weiterer Dinge, die man bedenken sollte. Denn bei -20 Grad findet es so ein Dieselmotor gar nicht toll gestartet zu werden. Da hilft irgendwann auch kein Vorglühen mehr. Auch die Startbatterie sollte bei Bedarf erneuert werden, denn richtige Kälte kann da schnell zum Verhängnis werden. 

Als wir Mitte Oktober kurz vor dem Nordkapp irgendwo in den Bergen zwischen Finnland, Norwegen und Schweden unterm atemberaubenden Nordlichthimmel am Feuer saßen, kroch die Kälte erbarmungslos in jede Ritze unseres fahrbaren Heims. Am nächsten Morgen klangen die Motorengeräusche bei -15°C alles andere als gesund. Angesprungen ist der Bus zwar zum Glück, aber er hatte hörbare Probleme. 

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Wintercamping bei -15 Grad

Wir haben nach dieser Nacht dann sehr genau auf den Wetterbericht geachtet und sind so gefahren, dass die Temperaturen nie unter -10°C gerutscht sind. Man kann behaupten, dass das ein kniffliges Unterfangen war so weit nördlich des Polarkreises. Dort oben im Norden Europas hat so gut wie jeder einen elektrischen Motorwärmer. 

Auf allen Parkplätzen gibt es Steckdosen, die zum Vorwärmen des Motors genutzt werden können. So einen Luxus hatten wir leider nicht. Man sollte aber darüber nachdenken eine Möglichkeit zu installieren den Motor vorzuwärmen. Ausserdem werden kleinere Strassen nicht geräumt bzw. wenn überhaupt nur Schnee zur Seite geschoben, womit wir bei Punkt 2 unserer Liste angekommen wären.

2. Schneeketten sind ein Muss!

In Skandinavien ist es üblich im Winter Spikes-Reifen zu fahren. Mit den kleinen nietenartigen Metallplättchen auf der Reifenlauffläche machen die Eispisten dem Auto nur noch wenig aus. Schneeketten sind nicht sonderlich verbreitet, zumindest haben wir sie nicht gesehen. 

Es gibt Einschraubspikes zu kaufen für normale Reifen, die man nach Gebrauch auch wieder herausschrauben kann. Hierzu haben wir aber keine Erfahrungen, ausser dass wir wissen, dass es die hier zu kaufen gibt und man die Größe und die damit verbundene Mindesteindrehtiefe beachten muss. Ein klarer Vorteil ist, dass man sie bei wechselnden Bedingungen nicht ständig auf und abziehen muss, wie es etwa bei Schneeketten der Fall ist.

Davon abgesehen sollte man jedoch  wissen, das Spikes in Deutschland im Straßenverkehr generell verboten sind und man durch die DIY-Bespikung auch Schäden im Profil des Reifens verursacht.

Prinzipiell empfehlen wir zum Fahren im skandinavischen Winter gute Winterreifen und das Mitführen von Schneeketten. (Mitführpflicht in Norwegen und Österreich für Fahrzeuge über 3,5 t)

Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, das man langsam und vorsichtig fahren sollte und man nicht mit dem Tempo der Einheimischen mithalten kann. LKW fahren teilweise 100km/h, wo man selbst nur 40-50km/h schafft. 

Als es uns aber einmal richtig erwischt hatte und wir morgens eingeschneit mitten im Wald standen (sowas kann innerhalb von wenigen Stunden passieren), und wir unseren Stellplatz nicht wiedererkannten, waren die Schneeketten nicht wegzudenken. Sie ließen sich super schnell aufziehen und haben in unserem Fall den großen Vorteil, dass sie sich während der Fahrt von selbst spannen.

Die Demontage war genauso kinderleicht. Unsere Schneeketten haben ein super kleines Packmaß und sind recht leicht, was für uns, mit chronischen Gewichts – und Platzproblemen, natürlich ein großer Vorteil ist. Hier findest du die Schneeketten, die wir verwenden. 

Nordlichter: Skandinavien entschädigt für die Kälte mit diesem wunderbaren Naturphänomen

3. Standheizung und Warmwasser

Wir haben eine 2KW Dieselstandheizung (Planar 2D) und einen dazu passenden Warmwasserboiler (Pundmann) in unserem Bus verbaut. Die Standheizung lief auch im Herbst schon des öfteren, aber eine Heizquelle ist unserer Meinung nach im Winter wirklich unverzichtbar. Erst recht, wenn man komplett autark unterwegs sein möchte, sprich Wasser an Bord hat. 

So ein Kastenwagen ist eben ein Lieferwagen und kein superdichtes Tiny-House. Erst recht, wenn das Fahrzeug schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, wie in unserem Fall, sind die Türen nicht zu 100% winddicht und die Kälte kriecht unaufhaltsam in den Innenraum. Sich selbst kann man zur Not mit warmen Klamotten und Decken gut schützen, aber die Wasservorräte und Schläuche brauchen extra-Wärme um vor dem Einfrieren geschützt zu sein. 

Unser Wassertank ist im Kofferraum verbaut und hat uns immer mal wieder Schwierigkeiten bereitet, wenn es nachts unter 10 Grad Minus gerutscht ist. Wir haben keinen Luftauslass in den Kofferraum gebaut, was wir in jedem Fall nachrüsten werden (Nachtrag: ist inzwischen geschehen), wenn wir noch einmal länger im richtigen Winter reisen werden. 

Da das Wasser über die durchströmende warme Heizluft im Boiler erwärmt wird und unsere Standheizung eigentlich  24/7 lief (übrigens auch, wenn wir nicht an Bord waren), hatten wir auch immer warmes Wasser, was natürlich äußerst angenehm war.  

Wer vorhat Nordskandinavien während der Wintermonate zu bereisen, dem empfehlen wir allerdings das Wasser lieber komplett abzulassen, denn wenn die Temperaturen dauerhaft unter -10°C bis -15°C fallen, ist es einfach zu riskant. Dadurch kann man zwar auch nicht mehr freistehen, das ist aber wegen der ungeräumten Plätze aber ohnehin nicht möglich. Währenddessen bieten aber viele Campingplätze mit entsprechender Voranmeldung auch im Winter einen geräumten Platz und Service an. Damit haben wir nun auch schon über die Punkte 4 und 5 gesprochen.

4. Alle Ritzen stopfen

Nach der oben erwähnten Nacht in den kalten Bergen, haben wir uns mit extra Decken ausgestattet, die wir ab dann immer in alle erdenklichen Ritzen gestopft haben um Undichtigkeiten zusätzlich entgegen zu wirken. Wir empfehlen euch unbedingt ausreichend viele Decken und „Stopfmaterial“ von vorn herein dabei zu haben und akribisch alle Lücken, Fenster, Türdichtungen usw. im Vorhinein zu schützen. 

Hätte man uns vor der Reise gefragt ob Decken etwas bringen, hätten wir wohl nur müde gelächelt aber für uns waren sie wirklich der Gamechanger. Sowohl im Innenraum, als auch im Kofferraum hatten wir es wesentlich wärmer und vor allem ohne kalten Luftzug und gefrorenes Wasser. 

5. Wasser auffüllen im Winter

Bis zu einer Temperatur von ca. -10°C konnten wir einigermaßen gut mit unserem Wasser an Bord reisen. Leider werden fast alle Versorgungsstationen mit Wasserhähnen im Freien über die Wintermonate abgeschaltet. Wir sind daher immer zu den größeren Tankstellen wie CircleK, Shell und Preem gefahren. Diese haben kleine gläserne Servicehäuschen, die beheizt sind und mit der Aufschrift „Luft/Vatten“ versehen, euch zu einer neuen Wasserfüllung mit feinstem Trinkwasser verhelfen. In der Regel ist die Entnahme kostenlos, aber wir haben trotzdem immer vorher gefragt, ob das Wasser zu zahlen oder gratis ist. 

Die kleinen Servicehäuschen haben wir in ganz Skandinavien und dem Baltikum (hier aber mit Befüllfilter; einen weiteren Filter vor dem Wasserhahn nutzen wir grundsätzlich immer) genutzt. Nehmt euch auf jeden Fall einen Satz Schraub- und Steckverbinder in allerlei Größen mit, da die Hahngröße variiert und man natürlich nicht leer ausgehen möchte wegen eines fehlenden Adapters, wenn das Angebot sowieso schon begrenzt ist. Auch ein „Wasserdieb“ kann bei der Suche nach Wasser manchmal lebensrettend sein. 

Wir hoffen, dass euch unsere Tipps bei euerm nächsten Wintertrip weiterhelfen können und euch der Artikel gefallen hat. 

Susann im Schnee
Susann adäquat gekleidet im Oktober am Polarkreis