Krankenversicherung

Die Sozialgesetze sind sehr komplex aber werden vor allem in Bezug auf das Thema Krankenversicherung im Vanlife für viele durchaus relevant. Wir haben auf unserer bisher fast einjährigen Reise sehr viele verschiedene Lösungen von den Leuten gehört, die wir kennengelernt haben. Wie so oft, gibt es nunmal auch bei diesem Thema keine Musterlösung, die für jeden gleich gut passt. Auch wir haben letztlich mehrere Experten befragt und uns über die für uns optimalste Lösung beraten lassen

Lasst uns ans Eingemachte gehen...

Die Krankenversicherungspflicht in Deutschland war für uns ein -wenn auch nicht der gewichtigste- Grund, der uns zur vollständigen Abmeldung aus Deutschland bewogen hat. Wir waren beide zuletzt freiwillig gesetzlich krankenversichert in Deutschland. Das bringt einige Besonderheiten mit sich, wenn es um das Thema Abmeldung, vor allem aber um eine eventuelle Wiederanmeldung in Deutschland geht. Wir haben uns für den Fall des absoluten Scheiterns unserer Pläne ein Sicherheitsnetz überlegt, das ungefähr 4 Jahre ab dem Zeitpunkt unserer Abmeldung funktionieren sollte. Aber auch hier fangen wir am besten einmal ganz von vorne an.

Die Krankenversicherung ist eine Pflichtversicherung

Wenn man sich aus Deutschland abmeldet und zuletzt nicht pflichtversichert, sondern wie wir freiwillig gesetzlich versichert ist, kann die gesetzliche Krankenkasse unter bestimmten Umständen im Fall einer Wiederanmeldung in Deutschland die Wiederaufnahme ablehnen. Ablehnen möchten Versicherungen immer dann am liebsten, wenn man schon ein teurer Versicherungsfall ist. Sprich, wenn man irgendeine Krankheit, Verletzung oder Ähnliches während der Reise erlitten hat. Oder anders formuliert: Niemand möchte ein Haus noch versichern, das schon brennt. Nun haben gesetzliche Krankenkassen in Deutschland aber normalerweise ja Aufnahmezwang egal ob gesund oder krank, aber eben NUR, wenn man vor der Abmeldung auch pflichtversichert war. 

Was passiert im absoluten Notfall?

Unser Ziel war es also für den absoluten Notfall vorzusorgen und schnell wieder eine Pflichtmitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung zu erzwingen und zwar vor unserer Abmeldung und ohne lange Wartezeiten. Wir haben dieses Ziel realisiert, indem wir uns beide arbeitslos gemeldet haben. In dem Moment, wo man arbeitslos wird, wird man auch automatisch versicherungspflichtig in der gesetzlichen Krankenkasse. Durch die arbeitslos-Meldung sind wir auch einen weiteren Fallstrick umgangen, nämlich die Kündigungsfrist für die freiwillige Mitgliedschaft. Ist man pflichtversichert und meldet sich ab, erlischt auch automatisch die Krankenversicherung. 

Ist man allerdings freiwillig gesetzlich versichert und meldet sich ab, ist das unserer Recherche nach anders. In diesem Fall ist eine fristgerechte Kündigung nötig, um überhaupt zum Wunschtermin aus der Krankenkasse „heraus“ zu kommen. Es war extrem mühselig und zäh hier überhaupt valide Informationen zu recherchieren, da auch dieser Kasus von den wenigsten Krankenkassenmitarbeitern jemals bearbeitet wurde. 

Verschiedene Sachbearbeiter haben uns verschiedene Dinge berichtet. Man darf sich bei so einem Vorhaben in keinem Fall von der Unwissenheit des Gegenübers verunsichern lassen und sollte im Zweifelsfall lohnt es sich im Gesetz nachzuschlagen und letztlich hat für uns auch Alles gut funktioniert. 

Meldung beim Arbeitsamt

Durch die arbeitslos-Meldung hatten wir nun also wieder eine Pflichtmitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung und konnten uns ohne Einhaltung irgendwelcher Fristen einfach taggenau abmelden. Natürlich haben wir beide eine Sperre für den Bezug von Arbeitslosengeld bekommen, da wir unsere Jobs ja freiwillig gekündigt hatten. Primär ging es uns ja aber auch gar nicht um das Geld, sondern nur um eine Notabsicherung nach der Heimkehr. Von daher war das egal. 

Cooler Nebeneffekt ist aber, dass nach Ablauf der Sperre von 3 Monaten für jeden von uns noch ein 9-monatiger Anspruch auf Arbeitslosengeld bestehen bleibt. Diesen können wir innerhalb von 4 Jahren geltend machen. Es ist aber nicht möglich sich aus Deutschland abzumelden und dann vom Arbeitslosengeld zu leben. Als Gegenleistung für das Arbeitslosengeld muss man nämlich dem Arbeitsmarkt uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Das wäre für uns also ohnehin nicht gegangen. 

Die Sperre läuft automatisch aber ab, während der Anspruch für 4 Jahre bestehen bleibt. Zum Abmeldetermin aus Deutschland haben wir uns auch vom Arbeitsamt abgemeldet. Nun ruht der Anspruch bis wir ihn gegebenenfalls geltend machen. Sollten wir also unsere Reise aus irgendeinem Grund kurzfristig abbrechen müssen, schwerstverletzt oder sonst irgendwas sein, haben wir in Deutschland zumindest noch für ein Weilchen einen doppelten Boden. Das ist ein sehr beruhigendes Gefühl.  

Wie ging es mit der Krankenversicherung weiter?

Nun hatten wir zwar eine Lösung Zum Thema Krankenversicherung für die Zeiten vor der Abmeldung und die Zeit nach einer eventuellen Wieder-Anmeldung gefunden, aber wie werden wir uns während der Reise versichern?

Hierzu gibt es einige Lösungen, die mehr oder weniger gut für uns in Frage gekommen sind. 

Die Auslandsreise-Krankenversicherung

Die erste Option wäre eine Auslandsreise-Krankenversicherung über eine bekannte große Versicherungsgesellschaft gewesen. Wir haben uns aber letztendlich nicht dafür entschieden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis war super, aber es gab zwei Haken, die uns letztlich davon abgehalten haben uns für dieses Angebot zu entscheiden. 

Erstens hätten wir uns nur insgesamt 6 Wochen pro Jahr in Deutschland aufhalten dürfen, was uns zu wenig war, denn man weiß ja nie. Zweitens leistet diese Art der Versicherung nur im Ausland und schafft einen also schnellstmöglich wieder heim, wenn man transportfähig ist aber was dann? In Deutschland hätte für uns kein Versicherungsschutz mehr bestanden und wir wären im schlimmsten Fall auf den Kosten sitzen geblieben. Das war uns zu riskant. Daher haben wir uns für eine andere Lösung entschieden.

Internationale Krankenversicherung

Über die Campernomads-Community hat sich für uns ein Kontakt ergeben, der sich als selbst Vollzeitreisender und Fachmann für Krankenversicherungen, bestens mit der gesamten Thematik auskennt. Wir haben lange über unsere Optionen gesprochen und uns dann ein individuell passendes Krankenversicherungs-Setup aufgestellt. 

Jeder von uns hat eine vollwertige Krankenversicherung über eine internationale Krankenversicherung. Diese leistet für uns auf dem gesamten Europäischen Kontinent, es gibt aber auch Optionen für Übersee-Reisen. Es gibt verschiedene Module, die in der Grundabsicherung (also nur für Notfälle) auch monatlich recht günstig sind. Wer sich gern premium absichern will, kann auch dieses gern tun. Das ist sicher im Einzelfall ganz unterschiedlich. 

Da wir uns von Berufs wegen mit Medizin ganz gut auskennen, haben wir uns nur gegen Notfälle und chronische Krankheiten versichert. Für unsere Tochter ist der Versicherungsschutz etwas umfangreicher, da man bei Kindern ja nie so genau weiß, was kommt und wir beide keine Kinderärzte sind. 

Natürlich ist es auch jederzeit möglich seine Arztbesuche cash zu bezahlen ohne seine Versicherung in Anspruch zu nehmen. Das kann im Einzelfall sogar günstiger sein. Es gibt nur eine ganz abgespeckte Gesundheitsprüfung. Der Beitrag erhöht sich mit steigendem Alter. Wir zahlen monatlich knapp 320 Euro für uns drei zusammen und sind mit dieser Lösung sehr zufrieden.