Nach Tallinn mit dem Camper

Enstation Tallinn

Auf unserer Reise durch das Baltikum und durch Estland sollte Tallinn mit dem Camper unsere letzte Station sein. Anschließend stand die Überfahrt nach Helsinki an. 

Wir hatten schon viel über Tallinn gehört und freuten uns daher wahnsinnig auf den Besuch der Stadt.

Wir fuhren zunächst zu unserem Stellplatz. Wir entschieden uns für einen Parkplatz in der Nähe der Ostsee und der Linnahall. Für 10 Euro die Nacht konnte man hier sicher und ruhig stehen. 

Prinzipiell hatten wir den Eindruck, dass es sehr viele Stellplätze in und um die Stadt gibt. Darunter sowohl kostenfreie, als auch kostenpflichtige Plätze. 

Steinpyramide an der Ostsee

Zunächst reizte uns der Anblick der Linnahall, einer riesigen Pyramide aus Beton. Sie wurde zur Sowjetzeit als Sport- und Mehrzweckhalle erbaut. Vor allem Eishockey und Eiskunstlauf wurden in der Halle praktiziert. Heutzutage steht sie allerdings leer und stellt einen Streitpunkt bezüglich der zukünftigen Verwendung dar. Für Touristen wie auch für Einheimische, ist sie jedoch ein wunderbares Ausflugsziel. Auch wir entschlossen uns daher zu einem Spaziergang auf dem Dach der Halle. 

Nach einem recht anstrengenden Treppenmarsch kamen wir auf dem Dach der Halle an. Es eröffnete sich   ein sagenhafter Weitblick auf die Ostsee. In der anderen Richtung bot sich eine Aussicht auf die  Silhouette der Innenstadt mit der berühmten St. Nikolauskirche.

Meeresmuseums a la Estland

Als wir den nicht minder anstrengenden Abstieg hinter uns hatten, sollten wir als Nächstes dem Seeflughafen des estnischen Meeresmuseums einen Besuch abstatten. Hiervon hatten wir schon viel gehört. Es gibt eine Ausstellung im Außenbereich wo sich mehrere Schiffe besichtigen lassen. Darunter Europas größter dampfbetriebener Eisbrecher, die Suur Töll. 

Die Ausstellung im Innenbereich ist in einem riesengroßen beeindruckenden Hangar untergebracht. Während in der Halle alles dunkel gehalten ist und man Flugzeuggeräusche und Funksprüche hören kann, erstrahlt die Hauptattraktion in einem atmosphärischem blauem Licht: 

Die Lembit. Ein 1936 in Großbritannien für die estnische Marine gebautes U-Boot. Im 2. Weltkrieg lief es unter sowjetischer Flagge aus. Heute kann es als erstaunliches Exponat auch von Innen besichtigt werden. Es ist schon beeindruckend und auch beklemmend wenn man sich vorstellt, wie Menschen in den kleinen engen Räumen und Kajüten mehrere 100 Meter unter dem Meeresspiegel für Wochen und Monate unterwegs sind. Von einem Gefechtsszenario einmal ganz abgesehen.

Darüber hinaus gibt es in der Museumsausstellung noch zahlreiche Informationen über U-Boot-Technik, Marine, Schifffahrt und über Seeschlachten. Mit einem kleinen „Yellow Submarine“ kann man virtuell in See stechen und die Weltmeere befahren. Es gibt an fast jeder Station Spiele für Kinder und Erwachsene. Wenngleich die Umsetzung teilweise etwas fragwürdig erschien. 

So konnten z.b. virtuelle Zielübungen mit Panzern und Flugabwehrsystemen gemacht werden. Aber auch harmlosere Attraktionen wie virtuelle Flüge über Talinn, Labyrinthe, Faltflugzeugbasteln oder Maltische standen zur Verfügung. Weiterhin gibt es draußen einen großen maritimen Spielplatz mit einem großen Boot, Rutschen, Schaukeln und dergleichen mehr. Es sollte also auch gerade für die Kleinen keine Langeweile aufkommen.

Der Kapitän macht eine Pause
kleine Kajüte
Periskop
kleines Waschbecken

Tallinns Innenstadt ist eine historische Perle

Als Nächstes erkundeten wir nun die Innenstadt. Die Altstadt von Tallinn gehört seit 1997 vor allem aufgrund seiner sehr gut erhaltenen mittelalterlichen Gebäude zum UNESCO Weltkulturerbe. Dazu zählen zum Beispiel die Stadtmauer, zahlreiche Wachtürmen oder auch der großen Kanonenturm „Kiek in de Kök“.

Ein Stück Torte gefällig?

Zusätzlich locken zahlreiche Cafés der Stadt mit unzähligen Sitzgelegenheiten sowohl drinnen als auch draußen und verbreiten eine besonders gemütliche Atmosphäre.

Auffällig ist das fast alle Schilder in der Stadt zweisprachig geschrieben waren. In Estnisch und zusätzlich in Russisch. Und wenn man darauf achtet, kann man die russische Sprache sehr oft in den Straßen hören. Vier Jahren schulrussisch sei Dank, war es zumindest möglich die Buchstaben zu lesen. In Estland und vor allem in Tallinn leben circa 30% Russen. 

Da man sich einen Kaffee und ein Stück Kuchen in Tallinn auf keinen Fall entgehen lassen sollte, kehrten wir in einem besonders schönen Kaffee ein. Es wurde Swingmusik der 20iger Jahre gespielt und auch die Dekoration schickte uns auf eine Zeitreise. 

Nach dem Genuss des köstlichen Himbeerkuchens neigte sich nun der Tag dem Ende zu. Wir wanderten zu unserem Stellplatz zurück und fielen erschöpft und glücklich in unserer Betten. Diesmal standen wir im Übrigen frei mitten in der Stadt. Wir fühlten uns aber jederzeit sicher und hatten eine ruhige Nacht. 

Am nächsten Morgen fuhren wir etwas wehmütig zur Fähre, die wir auf Grund unserer morgendlichen Bummelei auch noch fast verpasst haben. Aber jeder Abschied bedeutet ja auch einen neuen Anfang und Finnland wartete auf der anderen Seite der Ostsee schon auf uns. Aber Tallinn ist mit dem Camper in jedem Fall einen Besuch wert. 

Auf Wiedersehen Tallinn