Unsere Solaranlage im Campervan - So geht's!

Für uns ist unsere Solaranlage eines der allerwichtigsten Ausstattungsmerkmale im Campervan. Ohne sie wären wir eigentlich vollkommen aufgeschmissen, oder müssten allerspätestens nach zwei bis drei Tagen mehrere Stunden fahren. 

Braucht man eine Solaranlage im Campervan überhaupt?

Wer mit seinem Camper nicht immer nur auf Campingplätzen, sondern auch mal frei stehen möchte und das bei Bedarf auch gern länger als nur einen Tag,  der stellt sich früher oder später die Frage: Sollte ich eine Solaranlage im Camper einbauen/nachrüsten? Unsere Antwort lautet: Absolut Ja!!

An dieser Stelle müssen wir aber betonen, dass wir auf diesem Gebiet selbst Laien sind und uns alle Informationen aus dem Internet oder der Community geholt haben. Wir berichten hier lediglich darüber, wie WIR unsere Solaranlage verbaut haben und können keine Verantwortung dafür übernehmen, wenn irgendwelche Fehler passieren. 

Trotzdem sind wir aber der Meinung, dass so eine kleine Anlage auf dem Camper auch ein Laie mit entsprechender Vorbereitung ohne größere Probleme selbst installieren kann. Also viel Spaß beim Lesen. 

Wie groß sollte eine Solaranlage sein?

So ziemlich am Anfang unseres Ausbaus haben wir uns dazu Gedanken gemacht und unseren Strombedarf überschlagen. Dazu haben wir den Stromverbrauch aller größeren Abnehmer zusammengerechnet. 

Um die Stromstärke der Verbraucher in Ampere zu erhalten, müsst ihr ein kleines Bisschen rechnen. Und zwar nach folgender Formel: 

Wattzahl Verbraucher (Leistung)/ 12 Volt (Spannung) = Stromstärke in Ampere

Dazu ein kleines Beispiel mit einem Deckenspot LED mit einer Leistung von 3 Watt:

3 Watt / 12 Volt = 0,25 Watt pro Volt = 0,25 Ampere

Wenn dieser Deckenspot nun eine Stunde lang konstant 0,25 Ampere verbraucht, dann hat er 0,25 Amperestunden verbraucht. In zwei Stunden dementsprechend 0,5 Amperestunden und so weiter. 

Eine Batterie mit einer Kapazität von 100 Amperestunden könnte also diese Lampe insgesamt 400 Stunden betreiben, wenn sie vollständig entladen werden kann.  

Von welchen Faktoren hängt die Planung einer Solaranlage im Campervan noch ab?

Somit sind wir beim nächsten Punkt, denn neben den Verbrauchern ist auch wichtig, wie groß eure Batterie ist, also welche Kapazität sie hat. Weiterhin gibt es noch andere Einflussfaktoren wie beispielsweise der Batterietyp (LiFePo4; Bleisäure; Bleigel etc.), ob die Batterie während der Fahrt von der Lichtmaschine wieder aufgeladen wird, ob ihr im Sommer oder im Winter verreist, im Norden oder im Süden unterwegs seid und und und. Das sind sehr individuelle Faktoren, die ihr für euer geplantes Set-Up vorab selbst beantworten solltet. 

Wir schlussfolgerten aus unseren Überlegungen, dass eine 200 Wp Solaranlage für uns ausreichend sein sollte. Wer von euch keine Fußbodenheizung oder andere Stromfresser wie z.B. Induktionskochplatten einplant, sollte damit durchaus auch zurecht kommen.

Wieviel kostet eine Solaranlage?

*Dieser Abschnitt enthält Affiliate-Links. Wenn ihr darüber Produkte für euer Projekt bestellt, entstehen euch dadurch keine Extrakosten, ihr unterstützt lediglich unsere Arbeit, vielen Dank.

Wir haben insgesamt für die Solaranlage im Campervan ungefähr 380 Euro gezahlt. Unten findet ihr die Materialien, die wir verwendet haben. Der Einbau ist nun knapp vier Jahre her und funktioniert wie am ersten Tag weiterhin einwandfrei. 

2 monokristalline Solarpanele a 100 Watt haben bei uns jeweils 85 Euro gekostet:

Unseren Solarladeregler, der bei uns jetzt fast 4 Jahre in Betrieb ist,  ist dieser hier. Wir sind damit 100-prozentig zufrieden und würden ihn daher uneingeschränkt weiterempfehlen. Der Laderegler hat um die 120 Euro gekostet.

Kabel mit einem Kabelquerschnitt von 4mm^2 und einer Länge von ca. 6m haben uns ungefähr 30 Euro gekostet.

2 Y-Stecker ca. 12 Euro

3 Paar MC-4 Stecker: 11 Euro

1 Dachdurchführung ca. 10 Euro

1 Sicherung 20 A: hier ein Set Flachsicherungen, die man immer gut gebrauchen kann:

Träger aus Alu-L-Schienen: 12 Euro

Sikaflex 522 UV beständig: 11 Euro

Parallel- oder Reihenschaltung mehrerer Panels:

Um eure Panels in Reihe schalten zu können, müssen sie die selbe Stromstärke haben. Die Stromstärke bleibt bei der Reihenschaltung dann gleich aber die Spannungen summieren sich.

Vorteil dabei ist, dass ihr wegen der geringeren Stromstärke mit einem kleineren Kabelquerschnitt auskommt. Ausserdem arbeitet die Solaranlage morgens und abends länger, weil eine Ladespannung eher erreicht wird. Darüber hinaus benötigt man keine Y-Stecker. Ein Nachteil der Reihenschaltung ist die höhere Verschattungsanfälligkeit. 

Bei der Parallelschaltung bleibt die Spannung gleich, hierbei sollte bzw. muss also die Spannung der Panels gleich sein, und die Stromstärke summiert sich.

Der größte Vorteil ist die geringere Verschattungsanfälligkeit. Nachteilig wirken sich bei der Parallelschaltung allerdings aus,  dass eher größere Kabelquerschnitte und ausserdem Y-Stecker benötigt werden. Die Anlage braucht darüber hinaus ersteinmal mehr Sonneneinstrahlung, um eine Ladespannung zu erreichen.

Ein Beispiel:

Wenn ihr also zwei 100 Wp Panels habt, die eine Arbeitsspannung von 20 V und eine Stromstärke von 5 Ampere haben, ergibt sich 

A: in Reihe geschaltet eine Spannung von 40 V und eine Stromstärke von 5 Ampere und 

B: bei der Parallelschaltung erhält man 20 V und 10 Ampere. 

Zu diesen Werten müssen nun also euer Laderegler und die Kabeldicke passen. In unserem Fall 75/15 und 4 Quadratkabel, denn unsere Solarpanels sind parallel geschaltet. Es sind aber grundsätzlich beide Schaltungen möglich, wenn ihr diesen Laderegler verwendet. 

Natürlich kann man bei komplexeren Anlagen auch Reihen- und Parallelschaltung koppeln, muss dabei jedoch einige weitere Dinge beachten.

Die Größe des Solarladereglers muss zu der Größe eurer Solaranlage passen:

MPPT-Regler sind am Besten für euer Projekt geeignet. Mittlerweile sind diese auch für einen absolut bezahlbaren Preis zu bekommen. Die bekanntesten Hersteller sind VictronEnergy und Votronic.

Die Zahlen des Ladereglers 75/15 bedeuten in unserem Fall, das der Regler maximal 75 Volt und maximal 15 Ampere verarbeiten kann. Größere Modelle kosten euch dann natürlich auch mehr.

Wir sind mit unserem VictronEnergy Laderegler äußerst zufrieden. Er arbeitet bis heute (fast 4 Jahre) ohne Störungen und wir können ihn uneingeschränkt empfehlen.

Die Kabelstärken eurer Stromkabel müssen zur Stromstärke passen:

Wir haben Kabel der Stärke 4mm^2 verwendet. Damit seid ihr bei kleinen Anlagen auf der sicheren Seite. Außerdem habt ihr bei längeren Kabeln einen geringeren Spannungsabfall, wenn sie einen höheren Querschnitt haben. Zur Hilfe und zur groben Orientierung gibt es folgende Tabelle:

Kabelquerschnitt in mm^2

1

1,5

2,5

4

6

10

16

maximale Amperezahl

11

15

20

25

33

45

61

Im Fahrzeug sollten die Kabel grundsätzlich vor Durchrieb geschützt sein. Dafür haben wir geschlitzte Wellrohre verwendet. Spart hierbei nicht am Schlitz, das Durchfädeln von 6m Kabel kann andernfalls zur Tortur werden. 

Sicherungen:

Der Victron Laderegler ist schon mit einer entsprechend dimensionierten Stecksicherung ausgerüstet.

Zusätzlich sollte aber zwischen dem Laderegler und der Batterie noch eine Sicherung platziert werden. Diese sollte nicht größer sein, als die maximal mögliche Amperezahl eurer Kabelquerschnitte (siehe Tabelle oben). In unserem Fall sichert sie eine Stromstärke von 20 Ampere ab.

Feste Panels sollten auf dem Dach unterbelüftet sein damit diese sich in der Sonne nicht übermäßig aufheizen und die Spannung abfällt.

Wir haben in unserem Fall die Panels an einfachen Alu-L-Schienen festgeschraubt und diese dann mit Sikaflex auf das Dach geklebt. (Nicht vergessen anschleifen, entfetten, Primer, dann Sikaflex)

Ihr könnt natürlich auch die Befestigungen nehmen die es speziell für Solarpanele zu kaufen gibt. Ausserdem könntet ihr die Panels anstatt zu kleben auch mithilfe von Nietmuttern auf das Dach schrauben oder Beides kombinieren. Einige Gleichgesinnte haben ihre Panels auf der Dachterasse befestigt. Grundsätzlich sind der Phantasie da keine Grenzen gesetzt. Je nach Vorliebe und Gegebenheiten auf euerm Dach und der notwendigen Sicherheit.

MC 4 Stecker/Y-Stecker

Für die Verbindungen auf dem Dach gibt es wasserdichte MC 4 Stecker, die man mit einer entsprechenden Crimpzange an den Kabelenden befestigt. Diese erfüllen den gleichen Zweck wie eine Wago-Klemme, sind aber wasserdicht und damit für den Ausseneinsatz geeignet. 

Bei einer Parallelschaltung der Panele benötigt man zusätzlich noch spezielle Y-Stecker (siehe oben). Diese dienen dazu, jeweils die beiden Pluskabel und die beiden Minuskabel der zwei Panele auf jeweils NUR ein Plus- und ein Minuskabel zu reduzieren. Diese führen dann zum Laderegler im Innenraum.

Hier eine passende Cripzange:

Wir hoffen, dass ihr euch nun bereit fühlt, eure Solaranlage zu verbauen. Wir können nur jeden ermutigen, der mit dem Gedanken spielt, da ihr so das Maximum an Freiheit und Unabhängigkeit erreichen werdet. Wir wünschen euch eine gute Reise und immer ausreichend Strom an Bord.